HELP! SOMMERMÄRCHEN-TEAM | Bukuumi 2023
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Bukuumi 2023

Bukuumi 2023

Götzingen (jm). Etwas abgespannt von der 18-stündigen Rückreise aus Bukuumi/Kakumiro über Entebbe/Kampala und Istanbul landete die 15-köpfige HELP-Reisegruppe wieder auf dem Flughafen Stuttgart. Jetzt aber schnell weiter ins Bauland, war dann die Devise – sichtlich müde aber begeistert von einem unvergesslichen 14-tägigen Trip mit vielseitigen Erfahrungen und beeindruckenden Begegnungen erreichten die Uganda-Reisenden wieder ihre Heimatorte. Für die meisten Teilnehmer war es ihre erste Reise auf den schwarzen Kontinent, daher sah das Programm diesmal etwas mehr Zeit vor um auch Land und Leute etwas näher kennenzulernen. Das wurde dadurch erleichtert, dass sich fast alle in Englisch verständigen konnten. Das führte zu intensiven Kontakten mit den Einheimischen, die sich stets erfreulich aufgeschlossen zeigten, und damit zu tieferen Einblicken in das Leben und Denken der ugandischen Bevölkerung. Es war auch offensichtlich, dass durch die nun über zwölf Jahre gepflegten Kontakte und zahlreichen Reisen zum Waisenprojekt in Bukuumi und die dort erbrachten Leistungen, die teilweise auch der Bevölkerung zugutekommen wie beispielsweise der Bau einer Frischwasserversorgung oder die Einrichtung einer Entbindungs-/Krankenstation, die Menschen dort sich inzwischen wirklich viel aufgeschlossener und auch zugänglicher zeigen.

Vom Flughafen Entebbe aus hatte die Reisegruppe zunächst Kakumiro angesteuert, wo im Benediktinerinnen-Konvent Quartier bezogen wurde wie schon beim ersten Trip eines HELP!-Teams im Jahre 2011. Die Reisenden wurden dort herzlich aufgenommen und fühlten sich spontan gleich wieder fast „wie zu Hause“. Aufgrund der schon so lange gepflegten Kontakte mit diesem Konvent hatte sich die HELP-Reisegruppe zur Finanzierung einer Solaranlage entschlossen, die jetzt auch installiert wurde und den Schwestern zu ihrer großen Freude künftig eine günstige Stromversorgung sichert.

In der zweiten Etappe verbrachte die Gruppe nach dem begeisterten Empfang auf der Waisenprojekt in Bukuumi den ersten Tag gemeinsam mit den Kindern dieser Einrichtung. Zunächst wurde die gesamte Anlage vorgestellt und das Engagement dort erläutert, wovon sich die Erstteilnehmer sehr beeindruckt zeigten. Dann galt das Interesse den Kindern, mit lustigen Spielen, froher Unterhaltung und einem festlichen Essen vergingen die Stunden allen viel zu schnell. Vor allem galt dann aber das Interesse dem bereits zum vierten Mal ausgeschriebenen Fußball-Camp. Unter dem Motto „You’ll never walk alone!“ erlebten rund 500 Kinder und Jugendliche „Fußballspielen satt!“ und hatten großen Spaß. Infolge der noch immer nachwirkenden Corona-Beschränkungen kamen zwar etwas weniger Teilnehmer als erwartet, diese waren jedoch wieder aus der ganzen Umgebung gekommen, und das teils in stundenlangen Fußmärschen. Es herrschte regelrecht Volksfeststimmung auf dem Areal, die Kinder erlebten und genossen die drei Tage in vollen Zügen. Helle Begeisterung kam auf bei der Übergabe

der mitgebrachten Geschenke wie Sportkleidung und Spielgeräten, die neben Hygieneartikeln und Nahrungsmitteln großenteils von Sponsoren und befreundeten Sportvereinen gespendet waren. Und natürlich genossen die Kinder während dieser Zeit auch die durch die Küche der Waisenanlage perfekt arrangierte Verköstigung. Täglich ein warmes und sättigendes Essen war nach der meist kargen Versorgung während der langen Corona-Einschränkungen ein willkommenes genussreiches Erlebnis für die Mädchen und Jungs.

Ein beeindruckendes Erlebnis geprägt durch wohl unvergessliche Erinnerungen war die dann unternommene mehrtätige Rundreise, natürlich insbesondere für die Erstteilnehmer. Hauptziel war dabei der Besuch des „Murchison Falls Naturpark“ mit seiner beeindruckenden Landschaft und der exotischen Tier- und Pflanzenwelt, eine einmalige Chance Löwen, Elefanten, Giraffen, Nashörner und Co. einmal in freier Wildbahn zu beobachten. Nicht minder beeindruckend war der gigantische Murchison-Wasserfall, in dem der Nil 42 m in die Tiefe stürzt, sowie eine Bootsfahrt auf aus dem Viktoriasee kommend nach Norden fließenden geschichtsträchtigen Nil, dem mit 6.650 km längsten Fluss der Erde. Tiefgreifende Eindrücke brachte auch die Stipp-Visite durch Ugandas Hauptstadt Kampala, eine Weltstadt mit unterschiedlichsten Eindrücken. Besonders nachwirkend war dabei ein Besuch der „Gaddafi-National-Mosque“, der größten Moschee Ostafrikas, mit Führung beim Freitagsgebet und daraus der Erkenntnis, dass harmonisches und friedliches Miteinander verschiedener Religionen durchaus möglich ist.

Diese Reise führte durch das längere Zusammensein mit vielen Personen zu Erkenntnissen über die Situation im Lande und Beobachtungen über Veränderungen während der inzwischen zwölfjährigen Kontakte. Da wurde deutlich, dass das Land trotz aller Probleme wirklich im Umbruch ist. So war zu beobachten, dass die Landwirtschaft und auch die Infrastruktur sich positiv verändert, dass der Naturschutz inzwischen sehr viel ernster genommen wird. Außerdem wurden neben Öl neuerdings auch andere wichtige Rohstoffe wie Kobalt und Gold entdeckt. Aus den Gesprächen mit den Einheimischen war zu erfahren, wie wichtig Unterstützung aus dem Ausland für die Gestaltung ihrer Zukunft ist und welche Schlüsse die Menschen aus ihren Beobachtungen ziehen. Sie akzeptieren die Tatsache, dass Uganda derzeit ca. 1,2 Millionen Flüchtlinge aus dem Kongo und dem Südsudan aufgenommen hat, beobachten und bewerten andererseits das globale Wettrennen recht kritisch. Da ist einerseits die enorme Unterstützung durch China zwar sehr willkommen, wird aber äußerst kritisch bewertet aufgrund der dadurch wachsenden Abhängigkeit und der damit einhergehenden Korruption, die natürlich in Afrika insgesamt leider extremen Umfang hat. Skeptisch sieht man auch das zu registrierende enorme ausländische Engagement im Lande. Sehr besorgt ist man beispielsweise darüber, dass der französische Ölkonzern Total in Kooperation mit China hier Ölquellen erschließt, und das sogar in dem besuchten Nationalpark, eine Raffinerie errichtet und derzeit die bis zum Indischen Ozean führende längste Pipeline Afrikas baut. Eine Maßnahme durch die rund 120.000 Ugandern die Zwangsenteignung droht. Bemängelt wird, dass die Türkei inzwischen den Straßenbau dominiert

und Indien den Boda-Boda-Bereich, also sozusagen das Herz des Nahverkehrs im Personen- und Materialtransport dort vor Ort während Japan den Automobil-Markt beherrscht. Die Leute wundern sich in diesem Zusammenhang etwas über das fehlende Engagement Deutschlands auf diesem Sektor. Fast zwangsläufig ergibt sich daraus die Frage, ob Deutschland ineffektiv investiert oder falsche Ansätze für seine Entwicklungshilfe hat und vielleicht gar auch den Anschluss bezüglich der globalen Entwicklung verpasst hat? Für die Zukunft Ugandas bleibt jedenfalls zu hoffen, dass die zu erkennende Entwicklung nicht zu weiterer Abhängigkeit führt, sondern zu positiven Veränderungen zum Wohle der Bevölkerung.

Das Resümee dieser Reise fällt bei allen Teilnehmern uneingeschränkt positiv aus. Sie waren unisono überrascht von der Gastfreundschaft und fühlten sich in allen Phasen wohl und sicher. Die bleibenden Eindrücke, die vielfältigen Erlebnisse sowie die gewonnenen Erkenntnisse machten den Trip zu einem unvergesslichen Erlebnis. Keiner möchte diese Erfahrungen missen, vielmehr wünschte man sich, dass möglichst Viele im Rahmen eines solchen Besuches erfahren könnten, wie bescheiden und doch zufrieden man in solcher Gegend lebt, wie viel Anlass wir hätten, mit unserem Leben in Deutschland doch sehr zufrieden zu sein. Bei allen Exkursions-Teilnehmern, die übrigens die Reise selbst finanzierten, klingen die Abschiedsworte in der dort üblichen Bantu-Sprache Runyoro „Webale Muno! Mugorobe!“ (Vielen Dank! Auf Wiedersehen !) bei allen noch immer nach, verbunden mit der Hoffnung auf eine baldige Wiederholung einer wirklich sehr denkwürdigen Reise.